Menu

Deutscher Whisky: Glen Els aus der Hammerschmiede

Lecker Whisky aus Deutschland? Gerade mal fünf Jahre gereift? Auch noch im Harz? Gibt es das? Kurz: Ja, das gibt es und wie!

Mein Besuch in der Hammerschmiede

Im März 2013, bei einer Eiseskälte, manche mögen diese Kälte auch mit einem rückwärtigen Körperteil in Verbindung bringen, wie ich sie im März bisher noch nicht erlebt habe, verbrachte ich ein schönes Wochenende im Harz. Der Besuch bei der Hammerschmiede war ein Weihnachtsgeschenk, zugegeben war ich zuerst skeptisch, aber als wir dann am Samstag früh um kurz vor 11 in Zorge ankamen, wich die Skepsis doch der Aufregung und dem Interesse.

Der Vorraum schien von einer ganzen Meute Interessierter besetzt, wir drängten uns dann mit leichtem Nachdruck und unter freundlicher Leitung einer Mitarbeiterin in den großzügigen Verkaufsraum. Hier würde dem geneigten Whiskyconnoiseur direkt klar, dass die Hammerschmiede nicht nur eine Whiskydestillerie ist, sondern einige andere Brände und Liköre im Angebot hat, dazu aber später mehr.

Wir erwarben zwei Karten für eine Besichtigung zu je 5 € und waren direkt erfreut, dass jeweils vier Proben inklusive waren! Da die erste Führung gerade begonnen hatte und der nette Mitarbeiter uns versicherte, dass er uns ein paar Minuten später durch den Betrieb führen würde, starteten wir direkt mit einer ersten Kostprobe. Ich entschied mich als erstes für etwas mildes, was beim Glen Els die Standardabfüllung „The Journey“ sei, so der nette Mitarbeiter.

The Journey, die Standardabfüllung des Glen Els

Der Journey ist die erste regelmäßige Abfüllung von Glen Els und ist eine Assemblage aus sechs verschiedenen Fasstypen (man dürfte auch Blend sagen, aber das führt unter Umständen zu Mißverständnissen, Glen Els macht ausschließlich Single Malts). Der Journey enthält Whisky aus Sherry, Portwein, Madeira, Marsala, Malaga und zu Guter letzt noch grand Cru Bordeaux- Fässern. Die Lagerdauer ist nicht angegeben, der Destilleriebesitzer sagte später, dass die Whiskies 4 bis 6 Jahre gelagert seien.


Vollständige Tastingnotes konnte ich hier noch nicht erstellen, der Eindruck war vor allem: Hey, der ist doch ein Stück älter? Und süß, wirklich lecker süß! Der Whisky ist recht dunkel, vor allem rötliche Töne herrschen im Glas vor, da denkt man doch bei so jungem Whisky an E150! Aber nix da! Unchillfiltered & uncoloured ist auf der Flasche neben den 43 Volumenprozenten zu lesen, das erfreut doch das Auge und stimmt den Gaumen noch positiver ein, wir mögen natürliche Produkte.

Insgesamt also ein erster wirklich positiver Eindruck!

The Unique: Die 2012er Distillery Edition

Meine liebe, sonst nie Whisky trinkende, Begleitung testete als Portweinliebhaberin den Woodsmoked Ruby Port und war begeistert, da war ich natürlich interessiert! Ich stöberte ein wenig und stellte fest, dass die aktuelle Distillery Edition auch aus dem, erstbefüllten, Portweinfass stammt. Port mag ich sehr gerne, Whisky aus Portweinfässern, wie den großartigen Glenmorangie Quinta Ruban, liebe ich.

Der Unique kommt rötlich daher und ist etwas heller, als die vier Jahre erwarten lassen wenn man ihn mit dem Journey vergleicht. Der Whisky hat ein ganz deutliches Portweinaroma und wirkte, wie der Journey, reifer als das junge Alter vermuten ließen. Die Frage, die sich mir stellte, war: Wie kriegen die das hin? Die Frage wurde mir nach kurzer Zeit beantwortet.

Die Besichtigung

Der nette Herr, der mir den Whisky eingeschenkt hatte, führte mich und die mittlerweile wieder stark angewachsene Zahl der Besucher in einen Raum mit einigen in Tische eingelassenen Flaschen, einer kleinen Destille und einigen wenigen Fässern.

Uns wurde dann kurzweilig erklärt, wie die Hammerschmiede zum Brennen gekommen war, über einen eigenen Kräuterlikör in dem Restaurant des Besitzers, der auch heute noch als „Schmiedefeuer“ vertrieben wird, und wie aktuell Obst und Kräuterbrände,sowie Liköre hergestellt werden und wie die Hammerschmiede zum aktuellen Gebäude kam, welches zuvor ein Kulturzentrum war. Die Ausführungen waren durchaus interessant und man konnte einige Geruchsproben nehmen, da aber die Gruppe recht groß war, konnte man nicht recht von einem Nosing sprechen.

Dann ging es an den Teil, für den ich in den Harz gekommen war: Whisky.

Der Herstellungsprozess von Whisky und die verschiedenen für den Glen Els genutzten Verfahren wurden erklärt, normal gemälzte Gerste, stark geröstete Gerste und eine über Buchenholz geräucherte Gerste. Moment. Rauch? Whisky? Da muss doch Torf ran!?

Ja. Aber nun einmal nachdenken. Warum nutzen und nutzten die Schotten Torf bei der Produktion? Weil der Torf der einzige Brennstoff war, der günstig verfügbar war. Der übliche Harzer, kroch nunmal nicht unter den Baum um den Torf, der durchaus vorhanden ist, zu stechen. Nein, der Harzer fällt einfach den Baum und verfeuert diesen. Um also einen Whisky herzustellen, der den harz auch repräsentieren kann, nutzt die Hammerschmiede also das „Woodsmoking“, also das Räuchern, welches zum Beispiel auch bei Forellen einen entsprechend leckeren Effekt erzielt.

So, die Rohstoffe waren geklärt, das Wasser kommt aus dem Elsbach, deshalb auch Glen Els, was ist nun wichtig? Richtig. Destillieren und lagern.

Der Destillationsprozess wurde an einer circa 50 Liter fassenden kupfernen Destille, in der die ersten Brände der Hammerschmiede entstanden, erläutert.

Das Fasslager

Hinter dem beschrieben Raum, der zum Besucherempfang dient, liegt das Fasslager (ein weiteres Lager gibt es wohl in einem anderen Gebäude, in dem die Destillerie vorher untergebracht war). Es lagern aktuell wohl circa 200 Fässer mit Whisky, oder mit werdendem Whisky, fast ausschließlich Fässern, in denen zuvor Südweine ausgebaut wurden und einige wenige frischere Fässer, die keinen Wein enthielten.

Fässer in denen Glen Els lagert
Fässer in denen Glen Els lagert

Die Fässer werden im Winter Temperaturen von bis zu 0° Celsius ausgesetzt, im Sommer werden hingegen bis zu 35° erreicht. Dies ist laut Hersteller auch der Grund dafür, dass bereits junger Whisky vergleichsweise reif schmecken kann. Für den Hersteller hat das ganze einen gravierenden Nachteil: Der Angel’s Share ist deutlich höher, als dies bei anderen Lagerbedingungen der Fall wäre. In der Hammerschmiede gehen sie von 4 bis 10 % Verlust an Volumen pro Jahr aus, was wirklich sehr viel ist, die Schotten verlieren wohl maximal 4 % pro Jahr.

Dies führt dazu, dass die Einzelfassabfüllungen nach fünf Jahren zum Teil nur 250 Flaschen zu 0,7l hergeben.

In den Lagerräumen findet sich auch ein großer Tank um mehrere Fässer zu mischen, oder um Einzelfässer gut zu durchmischen und eine homogenere Flüssigkeit zu erreichen.

Neben dieser Besonderheit finden sich auch das Flaschenlager und der Versand im Fasslager, der Versand geschieht wie alles in Handarbeit, besonders aufregend ist dies aber nicht.

Spannender wurde es wieder nach der nächsten Tür, nun ging es um den Vorgang der Destillation.

Die Destillation

In einem kleinen Raum findet sich ein Tisch um den herum mehrere Arbeitsplätze zu sehen sind und die Hauptattraktion, das kupferne Brenngerät. Ist es eine Pot Still, ist es eine Column Still? Es ist im Prinzip beides, sozusagen eine PotColumn Still. Im Bild ist die rechte seite von zwei bauchigen Kupferbehälter zu sehen. Im untersten wird die Maische gebrannt, diese steigt nach oben auf und verdunstet zum Teil wieder, der est gelangt über das geistrohr in den nächsten Behälter. Dieser erste Vorgang ist dem Pot Still Verfahren ähnlich, nur ist alles wsentlich kleiner, es passen nur Rohstoffe für 250l Destillat in dieses Gerät.

Im zweiten Teil kann der Brennmeister entweder eine vierfache Säulendestillation verwenden und so sehr reinen, aber geschmacklich neutraleren, Alkohol herstellen oder die Säulen öffnen und somit nur eine zweite Feinbrennung vornehmen. Für Whisky wird zweimal destilliert, Wodka hingegen kann somit fünffach destilliert werden.


Der Destillierapparat der Hammerschmiede
Der Destillierapparat der Hammerschmiede

Ein weiterer Hinweis, den uns der Guide gab, war, dass die jeweiligen Mittelläufe, als das was zwischen dem eigentlichen Brand und den ungenießbaren Vor und Nachläufen als Übergang steht, noch einmal separat gebrannt wird um das gute daraus nicht verkommen zu lassen und trotzdem einen feinen und aromatischen Brand zu erzielen.

Die Glen Els Whisky Verkostung

Nach dem informativen Teil, ging es nun zum noch angenehmeren Teil der Besichtigung über: Der Verkostung. Da ich schon zwei Proben verkostet hatte und meine Begleiterin die Woodsmoked Serie so gelobt hatte, ging ich dazu über mich durch diese Serie zu probieren.

Die Woodsmoked Serie ist wie weiter oben beschrieben aus über Buchenholz geräuchertem Malz hergestellt und anschließend in verschiedenen Einzelfässern gelagert.

Ich begann mit einem fünf Jahre im Bordeauxfass gelagerten Whisky. Die Farbe ist rötlich und weist auf ein erstbefülltes Fass hin, ein blick auf die Flasche bestätigt dies und versichert den geneigten Genießer, dass es sich hier nicht um Zuckercoleur handelt. In der Nase hat man eine deutliche Frucht und eine gewisse Würze, ist das der Rauch? Im Mund entfaltet sich der Whisky zuerst langsam und gibt dann seine Süße frei und wird dann schwer, wie ein schöner trockener Bordeaux, nur ohne dessen Säure.

Nummer zwei war ein im Madeirafass gelagerter fünfjähriger Whisky. Madeira hat als aufgespriteter Starkwein einen anderen Effekt auf das Fass als Bordeaux, sodass der Whisky würzigere Noten aus dem Fass zu ziehen scheint und deutlich trockener wirkt. Gleichzeitig ist eine ganz leichte Öligkeit zu vernehmen. In der Nase wurde der Whisky mit ein wenig Wasser deutlich offener und gab leichte Töne von Rosinen frei. Der Abgang war warm aber nicht sehr lang.

Nach einer kleinen Erholungspause gönnte ich mir noch einen als „Dark Sherry“ bezeichneten fünfjährigen Whisky. Der Whisky hat einen sehr klaren Geschmack, aromatisch aber nicht so ölig wie etwa ein Old Pulteney, eher in Richtung eines im Sherry nachgelagerten Glenlivet. Die Früchte, die man in der Nase verspürt sind deutlich dunkel, aber nicht etwa wie aus dem Rumtopf, sondern wie in einem Obstboden noch mit etwas stärkerer Fruchtigkeit.

Die Whiskys sind zusammengefasst eines: Wirklich lecker und überraschend reif. Ich habe einen fünfjährigen schottischen Single Malt zum Vergleich herangezogen und muss sagen, dass dort eine viel stärkere metallische Schärfe zu finden ist, als dies bei den Harzer Single Malt Whiskys der Fall ist.

Ich bin also geneigt zu glauben, dass der Einfluss des Fasslagers in diesem Fall unter den genannten klimatischen Bedingungen steigt und der große Verlust an Whiskymenge hier einem wirklich schönen Produkt gegenübersteht.